RAWA – Statement zum Internationalen Frauentag, 8. März 2008, Kabul


Afghanische Frauen brennen im Inferno der Fundamentalisten und Eindringlinge



Während heute der hundertste Jahrestag des Internationalen Weltfrauentages von Frauen in den entwickelten Ländern dieser Erde gefeiert wird, müssen wir immer noch das Elend, die Probleme und die Grausamkeiten beklagen, die unser Volk und besonders die Frauen in Afghanistan erdulden müssen.

22-y Fatima's husband cut off her toes
Fatima has been abused by her husband
Women's Rights Catastrophe in Afghanistan

Nachdem die USA und ihre Alliierten vor etwa sieben Jahren Afghanistan eingenommen hatten, behaupteten sie fälschlicherweise, sie hätten Frieden und Demokratie in das Land gebracht und die afghanischen Frauen von den blutigen Fesseln der Taliban befreit. Doch in Wahrheit brennen die afghanischen Frauen noch immer im unersättlichen Inferno des Fundamentalismus. Sie werden gegen Hunde ausgetauscht, Mädchen werden von ganzen Gruppen vergewaltigt, Männer in der von den Jehadis dominierten Gesellschaft töten ihre Ehefrauen auf grausame und brutale Weise, verbrennen sie mit heißem Wasser, schneiden ihre Nasen und Zehen ab, unschuldige Frauen werden zu Tode gesteinigt und andere abscheuliche Verbrechen werden begangen. Doch die Mafia-Regierung von Herrn Karzai versucht unermüdlich das Verhältnis zu den Kriminellen in Einklang zu bringen und vergibt Auszeichnungen an diejenigen, die für ihre Verbrechen und Plünderungen strafrechtlich verfolgt werden sollten.

Die Wahrheit nicht kennend, hielten einige Menschen die Anwesenheit von einigen Dutzend Frauen im Parlament für ein Symbol von Demokratie, Entwicklung, Freiheit und Frauenrechten. Doch nun ist klar, dass diese Frauen Verbindungen zu Geheimdiensten oder fundamentalistischen Gruppen haben. Sie sind wie Puppen in den Händen der Jehadi-Kriegsherren, die in aller Ruhe die Not unserer unglücklichen Frauen mit ansehen und, anstatt diese aufzudecken und gegen die schrecklichen Bedingungen zu protestieren, mit Korruption, der Zusammenarbeit mit den nicht vom Gegenteil zu überzeugenden Feinden von Frauenrechten und der Erhaltung ihrer Positionen in der Regierung beschäftigt sind. Wenn diese erwähnten Frauen tatsächlich Vertreterinnen der afghanischen Frauen wären, hätten sie fest an der Seite von Malalai Joya stehen sollen, um ihre Pflicht gegenüber unserem Volk und unserem Land mit Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit zu tun.

Saddams Hinrichtung veränderte die ‘afghanischen Saddams’ drastisch und sie versuchten alles, um einem ähnlichen Schicksal zu entkommen. Indem sie das schmutzige ‚Nationale Aussöhnungsgesetz’ im Parlament verabschiedeten und die ‚Nationale Front’ gründeten, verbanden sich die fundamentalistischen Anführer mit ihren gleichgesinnten Khalqi- und Parchamibrüdern, um sich davor zu schützen, von den afghanischen Bürgern zur Verantwortung gezogen zu werden. Neben der Gründung der ‚Nationalen Front’ haben die fundamentalistischen Anführer eine ‚Vereinigte Kulturelle Front’ mit Hilfe von ihren sogenannten intellektuellen Lakaien gegen unser Volk gebildet. Diese Intellektuellen geben sich die größte Mühe die Kriminellen von aller Schuld reinzuwaschen, ihre Taten zu beschönigen und sie durch ihre starke Propaganda-Maschinerie in den Medien als demokratisch, fortschrittlich und freiheitsliebend darzustellen.

Während sich auf der einen Seite der Informationsminister Karim Khuram der terroristischen Gulbuddin Partei kriminellen und chauvinistischen Handlungen gegenüber Journalisten hingab, begannen auf der anderen Seite die kriminellen ‚kulturellen’ Akteure einen Krieg darüber, ob die Universität einen Namen auf Pashto oder Persisch bekommen sollte, um ihren iranischen Vorgesetzten gefällig zu sein. Doch keine der beiden Seiten sprach jemals über aktuell brennende Themen wie Unsicherheit, Armut, Arbeitslosigkeit, fehlende Unterkünfte, Entführungen, das Töten von unschuldigen Männern und Frauen durch die Jehadis und die Taliban, den Tod durch bittere Kälte und Tausende andere Nöte unseres Volkes. Während sie mit solch anderen wertvollen Debatten beschäftigt sind, wagen sie es nicht, diejenigen bloßzustellen, die für die desaströsen Bedingungen für unser Volk verantwortlich sind.

Die wahre Natur des Dramas des “Krieges gegen den Terror” der USA ist nun aufgedeckt und wir sind Zeugen davon geworden, dass sie Tausende von unschuldigen Bürgern unseres Landes töten unter dem Deckmantel „gegen Terroristen zu kämpfen“, während sie auf der anderen Seite damit beschäftigt sind mit den barbarischen und faschistischen Taliban Geschäfte zu machen, und den Ruf einiger von ihnen zu beschönigen, indem sie sie als „moderat“ bezeichnen, um so die Macht mit ihnen teilen zu können. Diese heimtückischen Taten der Demagogie haben unserem Volk und der Welt wieder einmal gezeigt, dass die US-Regierung und ihre Verbündeten nur ihre strategischen, wirtschaftlichen und politischen Ziele in Afghanistan verfolgt haben und somit unser Volk in Armut und Unheil getrieben haben. Die „Nordische Allianz“ der brutalen Bandenchefs zu gründen und ihr Macht zu geben und Afghanistan zu dem Zentrum der weltweiten Drogenmafia zu machen waren die ersten und führenden Ziele ihrer falschen Politik.

Von den ersten Tagen an erklärte RAWA, dass kein Land einem anderen Freiheit und Demokratie verschaffen könne und heute ist diese Realität offensichtlich für alle. Die USA verdeckten die vergangenen Taten in Person der großen Bosse und tun nichts gegen die aktuellen Verbrechen, die Verstöße gegen die Menschenrechte und das Erbeuten von Millionen von Dollars an Hilfsgeldern durch die Kriegsherren und korrupte NROs (Nichtregierungsorganisationen). Wenn die Milliarden von Dollars an Hilfsgeldern, die für den Wiederaufbau bestimmt sind, nicht in die Taschen der Kriminellen im Parlament und im Kabinett fließen würden, hätten Naturkatastrophen wie etwa eiskalte Winter bis heute nicht so viele Leben gekostet. Wenn nur ein kleiner Teil dieses Geldes für die Hilfe des Volkes ausgegeben würde, wären die Lebensbedingungen unseres vom Elend geplagten Volkes, vor allem die der Frauen nicht so tragisch.

Die “Revolutionäre Vereinigung der Frauen von Afghanistan” (RAWA) proklamiert abermals dass all die düsteren Tage und das Elend unseres Landes ihre Wurzeln in der Existenz von fundamentalistischen Kräften haben, seien es die Jehadi oder die Taliban, und so lange dieser dreckige Virus nicht vom Körper unseres Landes entfernt wird, wird unsere Nation niemals das Licht des Glückes und des Fortschritts sehen. Wir erklären nochmals, dass wir trotz der Behauptung von Herrn Karzai, er sei nicht in der Position die Kriminellen um ihn herum zur Verantwortung zu ziehen, entschlossen sind, die Kriegsherren und Kriminellen der letzten drei Jahrzehnte in die Gerichtssäle zu zerren und sie, unabhängig von ihrer Religion und ihrer ethnischen Hintergründe, zu bestrafen. Wir werden dies trotz vieler Einschränkungen und der Bedrängung von Kriegsherren und deren ausländischer Bosse, und mit der Unterstützung des afghanischen Volkes und demokratisch eingestellter Einzelpersonen und Gruppen tun.

Unter Berücksichtigung der oben genannten Punkte hat die Feier des Internationalen Weltfrauentages eine andere Bedeutung für unsere Frauen bis zu dem Glück verheißenden Tag der Emanzipation von afghanischen Frauen.

Für uns ist der 8. März der Tag, an dem wir die entsetzlichen Nöte and die brennenden Schmerzen unserer Frauen Revue passieren lassen und die Kriminellen, die für diese Katastrophe verantwortlich sind, enttarnen.

Für uns ist der 8. März der Tag, an dem wir uns über dem Blut der gemarterten Frauen verpflichten, die ihr Leben gelassen haben für die Freiheit, Frauenrechte und die Menschenwürde.

Der 8. März steht für den Tag der Solidarität und das Aufbäumen gegen jegliche Form von Fundamentalismus, sei es der der Jehadi oder der der Taliban.

Schlussendlich ist der 8. März der Tag, an dem wir unseren Pakt für die Errichtung von Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit in einem Afghanistan frei von Fundamentalisten und ihren auswärtigen Befehlshabern erneuern.

Revolutionäre Frauenorganisation Afghanistans (RAWA)

8. März 2008, Kabul



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RAWA event in Kabul on March 8, 2008



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