Stefan Pribnow
Mohaqeq hat Blut an den Händen, das sagen auch die, die ihn gut kennen. Er sei "natürlich auch ein Kriegsverbrecher", sagt etwa Citha D. Maass, Afghanistan-Expertin der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.
Berlin - Haji Mohammad Mohaqeq ist einer derjenigen, die Politik als Fortsetzung des Krieges am Kantinentisch betreiben. Wen wundert es, daß die Bundesregierung, genauer: das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), diesen Mann am Mittwoch zu einem Mittagessen empfängt. Eingeladen wurden zu dieser Mahl mit Mohaqeq zudem die Mitglieder des Ausschusses für Wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit im Bundestag.
Einer Abgeordneten ist nun der Appetit vergangen. Heike Hänsel, entwicklungspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion "Die Linke" kündigte an, dieser Mahlzeit mit einem Mörder fernbleiben zu wollen. In der Tat: Der bei den Präsidentschaftswahlen 2004 hinter Hamid Karzai auf den dritten Platz gewählte Oppositionspolitiker war ein Warlord und Anführer der Hizb-e-Wahdatn-Milizen in der Zeit des afghanischen Bürgerkriegs von 1992 bis 1996.
In der "Süddeutschen Zeitung" (22.09.2008) schreibt Thorsten Denkler dazu: Auf einigen Internetseiten finden sich Hinweise darauf, welche Tötungsmethoden Mohaqeq bei seinen Gegnern angewandt haben soll. Etwa das sogenannte nailing, bei dem Menschen bei lebendigem Leib an eine Wand genagelt und dort hängen gelassen werden, bis sie tot sind. Oder die Enthauptung, nach der der Rumpf mit heißem Öl übergossen wird, damit der Körper länger zuckt. Die Praktik wird auch "Totentanz" genannt.Mohaqeq habe die Beteiligung an solchen Kriegsverbrechen immer abgestritten, fügt Denkler an und gibt zu bedenken, daß es "nach 30 Jahren Krieg ... unter den führenden afghanischen Politikern nur wenige mit einer weißen Weste" gebe.
Für Hänsel steht fest: "Mohaqeq war in den 90er Jahren Bürgerkriegskommandant. Ihm werden zahlreiche Übergriffe auf die Zivilbevölkerung und die besonders grausame Behandlung von Gefangenen vorgeworfen. Mohaqeq ist auch ein Beispiel dafür, wie Warlords aus dieser Zeit zu Partnern der Besatzung und der Regierung Karzai wurden." Dieser Mann, der für das BMZ ein "strategisch wichtigen Gesprächspartner", habe Blut an den Händen. Mit dem wolle sie sich "selbstverständlich" nicht an einen Tisch setzen.
Fragt sich nur, was das BMZ von Mohaqeq will außer Mittagessen. Möglicherweise soll Mohaqeq mit seinen Kriegern und Kantinenkollegen eingebunden werden in den Krieg gegen die Taliban.