Süddeutsche Zeitung , 20.08.2001

Frauen zeigen Taliban-Verbrechen im Web

Von Andreas Grote


Die Krise um die festgehaltenen Mitarbeiter der Hilfsorganisation "Shelter Now" hat einmal mehr die Zustände in Afghanistan in die Schlagzeilen gebracht. Wer sich über das Leben der Frauen unter der Taliban-Herrschaft informieren möchte, findet auf der Web-Seite der "Revolutionary Association of the Women of Afghanistan" (Rawa) aktuelle Nachrichten. Sonst dringt wenig nach außen, denn in dem fundamentalistisch regierten Land herrscht seit Machtergreifung der Taliban im Jahr 1996 strikte Zensur.

Die bereits seit 1997 bestehende Web-Seite von Rawa will mit ungeschönten Fotos und Videos die Unterdrückung der Frauen und das Terror-Regime im Land dokumentieren. Gezeigt werden darum auch Hinrichtungsszenen. Die Frauengruppe hat ihren Sitz aus Sicherheitsgründen in das benachbarte Pakistan verlegt, aber auch hier sind sie vor den Sympathisanten der Taliban nicht sicher.

Morddrohung per E-Mail

Regelmäßig gehen E-Mails mit Todesdrohungen bei Rawa ein. "Das Internet ist das einzige Mittel, das es uns ermöglicht, mit der Außenwelt in Kontakt zu treten", berichtet Treena Hamra von der Rawa. "Es ist sehr hilfreich, um die Welt auf unsere Sache aufmerksam zu machen und um finanzielle Mittel für unsere Arbeit zu beschaffen."

Der Verkauf von T-Shirts und Kaffeetassen auf der Web-Seite soll Geld bringen für die Einrichtung geheimer Mädchenschulen, die medizinische Versorgung von Flüchtlingen, und für die Anleitung der Frauen, ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen.

Die Frauengruppe hofft auf weitere Spenden von Digitalkameras und Camcordern, die sich gut unter den weiten Gewändern verstecken lassen, und mit denen man Bilder direkt an die Web-Seite versenden kann. Die Kameras sollen an Mitglieder überall im Land verteilt werden.

Warnhinweis! Auf der Seite www.rawa.org (Linkliste) befinden sich Bilder von Folterungen, Verstümmelungen und Hinrichtungen.







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