DIE WELT, 20. Dezember 2001


Tempodrom-Gala zugunsten afghanischer Frauen


Zusammen mit Nina Hagen warb die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth für die Veranstaltung am Anhalter Bahnhof

Strohhut, langer Rock, Stola. Die Frau, deren Kleiderwahl gleichsam Mallorca- sowie Assoziationen an Peru weckt, versteckt sich hinter einer Wand. Warum Nina Hagen, als sie nun auf die ihr gut bekannte Claudia Roth zustürzt, ihre Nike-Sneakers abstreift, ist unklar. Jedenfalls sind Mittwochmittag wegen Nina Hagens kurzzeitiger Schuhlosigkeit im neuen Tempodrom ihre rosafarbenen Strümpfe zu bewundern, die farblich aber wenigstens mit dem Schal von Claudia Roth korrespondieren.

Großes Hallo, Umarmungen, die Grünen-Vorsitzende überreicht Nina Hagen einen Blumenstrauß, dann kommt man zum eigentlichen Anlass des Tages. Diesen verkörpert eine Frau, die sich sehr im Hintergrund hält. Hahla Asad nennt sie sich, ein Deckname, und ohne die Burka, die sie zu Demonstrationszwecken mitgebracht hat, möchte sie auch nicht fotografiert werden, sie stehe immer noch auf Todeslisten, wie die Veranstalter informieren. Hahla Asad gehört der afghanischen Frauenrechtsorganisation "Rawa" an, zu deren Gunsten das Tempodrom am Sonntag (23. Dezember, Eintritt: 55 Mark) ab 19 Uhr zu einer Weihnachts-Benefiz-Gala einlädt. Auf der Bühne werden unter anderen Nena, Meret Becker, Judy Winter, Katja Riemann, Jasmin Tabatabai und Ina Deter erwartet. Das Geld kommt dem Malalai Krankenhaus in Quetta/Pakistan zugute, das von Rawa unterstützt wird. Viele der Rawa-Frauen (geschätzte Mitgliederzahl: 2000) arbeiten von Pakistan aus. 100.000 Mark werden benötigt, um den Krankenhausbetrieb überhaupt erst einmal wieder aufnehmen zu können. Claudia Roth: "Ich danke Nina für die wunderbare Idee. Es ist eine Ehre und Herausforderung, Schirmfrau eines solchen Projektes zu sein. Im vergangenen Jahr bin ich selbst in Afghanistan gewesen. Ich habe gesehen, wie Kinder mit Krieg und Gewalt groß werden, und ich habe gesehen, dass die Würde der Frauen in Afghanistan nicht unantastbar gewesen ist. Auch nach dem Taliban Regime brauchen die Frauen unsere Hilfe."

Während der Weihnachts-Benefiz-Gala am Anhalter Bahnhof werden auch persönliche Gegenstände von Wolfgang Joop, Marianne Rosenberg, Sabine Christiansen und Nadja Auermann verkauft. Im Anschluss an die Veranstaltung startet eine Versteigerung im Internet (das Auktionshaus ist noch nicht bekannt). Hahla Asad: "Durch den Krieg in Afghanistan haben wir nicht nur unser Land, sondern auch unsere Geschichte und Kultur verloren." Es wird noch lange dauern, bis alle Frauen in Afghanistan wieder Gesicht zeigen können. pop



From: http://www.welt.de/daten/2001/12/20/1220b01303539.htx








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